26. "Leben live"-Gottesdienst, 11. November 2006
Der Gottesdienst wurde vorbereitet vom Gottesdienstteam. Die Predigt hielt Pfarrer Thomas Lorenz.

Die verwendeten Bibeltexte sind - soweit nicht anders angegeben - mit freundlicher Genehmigung des Verlags entnommen aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984,
durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung.
© 1999 Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart.
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Themenpredigt: "Engel ?!"


Es gilt das gesprochene Wort!


Filmszene: Ein Münchner im Himmel
Das Stück handelt von Alois Hingerl, Dienstmann mit der Nummer 172 in München. Dieser erledigt einen Auftrag mit solcher "Eile", dass er vom Schlag getroffen zu Boden fällt und auf dem Münchener Hauptbahnhof verstirbt. Zwei Engel schleppen ihn mühevoll in den Himmel, wo er von Petrus umgehend eine Harfe und eine Wolke zugeteilt bekommt, wo er, gemäß der "himmlischen Hausordnung" künftig nach einem festen Terminplan "frohlocken" und "Hosianna singen" soll. Frustriert beginnt er auf seiner Wolke zu "frohlocken".

Ludwig Thoma (1867-1921) gibt hier sehr treffend die Vorstellung in der Volksfrömmigkeit wieder: nach dem Tod werden wir Engel und sitzen auf einer Wolke im Himmel (sky!) … Auch wir kennen das Lied "Ach Herr, lass dein lieb' Engelein an meinem End die Seele mein in Abrahams Schoß tragen" (EG 397,3); es nimmt Jesu Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus auf, wo es heißt: "Es begab sich aber, dass der Arme starb, und er wurde von den Engeln getragen in Abrahams Schoß" (Lukas 16,22). Dass aber Menschen (insbesondere Kinder) nach ihrem Tod zu Engel werden, davon ist nichts in der Bibel zu finden …

Filmszene: Stadt der Engel (Brad Silberling, 1998)
Trotz aller Bemühungen verliert die Ärztin Maggie Rice einen ihrer Patienten auf dem Operationstisch. Der Engel Seth, der den Toten abholt, ist von ihrer Verzweiflung berührt. Er erscheint ihr und die beiden verlieben sich ineinander. Seth muss sich entscheiden, ob er sterblich werden und dieses Leben dann mit Maggie verbringen möchte.

Engel sind seit einigen Jahren in Mode. Und manche lieben Engel, besonders in der Zeit vor Weihnachten schmücken sie ihre Wohnung und freuen sich an den schönen Figuren. Neben diesen bildlichen und figürlichen Darstellungen von Engeln, die auf der christlichen Engelsvorstellung beruhen, gibt es aber auch Fragwürdiges: "geheimnisvolle mystische Lichtwesen", "dein Schutzengel im Sternzeichen", "das Heilgeheimnis der Engel", "Engel als kosmische Intelligenz" usw. usf. Darüber gibt es dann Engelbücher und Engelkalender.

Vor Jahren hätte sich das alles kaum jemand vorstellen können. Engel waren etwas für Kinder. Denn Kinder lieben Engel. Aber die Welt der Erwachsenen hatte dafür lange Zeit keinen Raum. Seit den Zeiten des Rationalismus, der sog. "Aufklärung" vor gut 200 Jahren, waren Engel für den gebildeten Europäer nur Traum- und Fantasiegestalten.

Seit etwa zwei Jahrzehnten kann man beobachten, wie jene angeblichen Fantasiegestalten wiederkehren. Die sogenannte Postmoderne macht's möglich. Man ist der Nüchternheit von Vernunft und Wissenschaft müde geworden, unter denen Herz und Gemüt zu erfrieren drohen. So haben die Menschen angefangen, nach den alten Weisheiten, nach den alten Wurzeln zu suchen. So sind Esoterik und Magie groß geworden unter uns und haben den Raum gefüllt, den der verlorene Gottesglaube hinterlassen hat.

Auf einmal sind auch wieder die Engel da, jenes "himmlische Federvieh", wie man sie vor hundert Jahren verspottet hat. Die frei schaffende Fantasie entwirft Engelbilder und -gedichte. Manches fließt ein an biblischen Erinnerungen, noch mehr aber stammt aus tiefen Sehnsüchten und Träumen, die ins Bild der Engel gefasst werden. So wie man vor zweihundert Jahren die Engel für erledigt erklärt hat kraft menschlicher Vernunft, so werden sie jetzt wieder ins Leben gerufen kraft menschlicher Seelenbedürfnisse. Viele brauchen dazu keine Rückbindung an die Heilige Schrift. Ihre Quellen sind Traum und Fantasie, bildende Kunst und Poesie. Von der Bibel her könnte diese eigene Sicht ja in Frage gestellt werden!

Trotzdem gilt für evangelische Christen ohne Zweifel der Grundsatz, dass allein die biblische Offenbarung der Maßstab ist für Stellung und Bedeutung der Engel. Das ist seit der Reformation Grundüberzeugung der evangelischen Christenheit. "Es ist unser Grundsatz, dass Gottes Wort allein Glaubensartikel aufstellt und sonst niemand, auch kein Engel vom Himmel", stellt Martin Luther klipp und klar fest (Schmalkaldische Artikel II, 2,15).

Also wenden wir uns entschlossen der Bibel zu und fragen: Was sagt uns die Bibel von den Engeln? Welche Rolle spielen Engel in den biblischen Schriften? Das heißt: Was lässt Gott selbst uns von den Engeln wissen?

Obwohl jeder Bibelleser weiß, dass auf vielen Seiten der Heiligen Schrift von den Engeln die Rede ist, sollen zwei Thesen gegeneinander gestellt werden:

- Die Bibel bezeugt uns die Engel Gottes auf vielfältige Weise.

- Niemand muss so an Engel glauben, wie man an Gott oder an Jesus Christus glaubt. Wie ist das zu verstehen? Nirgends wird in der Bibel der Glaube an die Engel verlangt, so viel und so selbstverständlich viele biblische Bücher vom Wirken der Engel sprechen. Es geht immer um den Glauben an Gott, an Jesus Christus. Jesus sagt es klar: "Glaubt an Gott und glaubt an mich" (Johannes 14,1). Vom Glauben an Gott und an seinen Sohn Jesus Christus hängen Leben und Seligkeit ab, Sein oder Nichtsein in Zeit und Ewigkeit.

Mit den Engeln ist das anders. Sie sind zwar Gottes Diener, und als solche wird sie biblischer Glaube achten und sich sogar an ihnen freuen. Aber die Engel stehen nicht im Glaubensbekenntnis an den dreieinigen Gott. Unsere Gebete richten wir darum nicht an Engel, sondern an Gott. Es wird uns kein Engelevangelium verkündigt, sondern allein das Christusevangelium. Damit werden die Engel nicht unwichtig, aber sie bleiben als Diener eindeutig unter Gott.

Unser deutsches Lehnwort (!) "Engel" kommt aus dem Griechischen (ángelos). Dieses Wort ist wiederum eine Übersetzung des hebräischen Begriffs für "Bote" (mal'ak), daher übrigens der Name des letzten der sog. zwölf "Kleinen Propheten", in unseren Bibeln das letzte Buch im Alten Testament: mal'achi, "Maleachi", das heißt "mein Bote"). Das kann ein ganz gewöhnlicher menschlicher Bote sein, aber auch ein Bote aus Gottes unsichtbarer Welt. Es gibt in der Bibel noch gar keinen Fachbegriff für "Engel". Es ist immer von einem "Boten" die Rede, einer, der unterwegs ist mit einer Botschaft. So sind die Engel Boten, die Gott sendet. Sie selbst sind von sich aus gar nichts. Ihr Leben und Dienst hängen ganz an Gott.

Neben diesen Botenengeln werden noch die Cherubim und Seraphim eigens genannt.

"Cherubim" ist die Mehrzahl von "Cherub". Es sind himmlische Wesen in Tiergestalt, die das Paradies bewachen (1.Mose 3,24) und die Bundeslade beschützen (2. Mose 25,18-22). Mit ihren Flügeln bilden sie die sichtbare Basis des unsichtbaren Thrones Gottes (1. Samuel 4,4; 2. Könige 19,15; Psalm 80,2 u. ö.). Sie erscheinen also da, wo Gott persönlich gegenwärtig ist und sich in seiner Herrlichkeit offenbart; sie sind somit Zeugen der persönlichen Gegenwart Gottes auf Erden.

"Seraphim" ist die Mehrzahl von "Saraph", das auf das hebräische Zeitwort saraf ("brennen, verbrennen") zurückgeht. Es handelt sich um himmlische Wesen in Menschengestalt mit sechs Flügeln, die sich in der unmittelbaren Thronumgebung Gottes aufhalten und ihm dort Anbetung und Lobpreis darbringen (vgl. Jesaja 6,1-6). Sie stehen damit in besonderer Beziehung zur Heiligkeit Gottes.

Cherubim und Seraphim sind die "himmlischen Heerscharen", die um Gott her sind, ihn, den "Herrn Zebaoth", den "Herrn der Heerscharen", und ihn anbetend lobpreisen: "Heilig, heilig, heilig, ist der Herr Zebaoth" (Jesaja 6). "Alles, was dich preisen kann, Cherubim und Seraphinen, stimmen dir ein Loblied an, alle Engel, die dir dienen, rufen dir stets ohne Ruhe ‚Heilig, heilig, heilig!' zu" (EG 331,2).

"Zebaoth" ist die Mehrzahl von zaba' ("Heer"), bedeutet also "Heere, Heerscharen", "Herr Zebaoth" (eigentlich "jahwäh zebaot") bzw. "Gott Zebaoth", entsprechend "Jahwe bzw. Gott der Heerscharen". Es will sagen: Gott ist der Sieger im Kampf, er ist der Befehlshaber der himmlischen, aber auch der irdischen Heere. Diese ursprüngliche Bedeutung ist in neutestamentlicher Zeit und vor allem im späteren Christentum mehr und mehr verblasst; man verstand "Jahwe/Gott Zebaoth" im Anschluss an eine bereits ältere Tradition umfassender im Sinne von "Gott, der Allmächtige".

Die erste Stelle, wo in der Bibel Engel erwähnt werden, ist die Geschichte vom Sündenfall. Als die in Sünde gefallenen Menschen aus dem Garten Gottes vertrieben waren, da "ließ Gott der Herr lagern vor dem Garten Eden die Cherubim mit dem flammenden, blitzenden Schwert" (l. Mose 3,24). Gottes Engel verwehrt den Sündern die Rückkehr ins Paradies und bewahrt sie zugleich davor, vor dem heiligen Gott vergehen zu müssen. An diesem ernsten Dienst der Engel sehen wir eindrücklich: Die Engel gehören ganz auf die Seite Gottes. Sie stehen ganz und gar im Dienst Gottes, erfüllen seine Aufträge, ja, vollziehen sein Gericht. Diese ihre Stellung vor Gott verwehrt es uns, die Engel einfach leichthin zu uns Menschen herüberzuziehen. Auch alles, was sie für Menschen tun, tun sie auf Weisung Gottes, als seine Diener.

Die Cherubim sind hier so etwas wie Gerichtsengel. Sie sorgen für die Vollstreckung eines Urteils Gottes. So in Ägypten, als der Pharao den Abzug Israels verhindern wollte (2. Mose 12,23). So als der Todesengel gegen den gottlosen König Herodes Agrippa (Apostelgeschichte 12,23).

Schließlich haben die Engel eine wichtige Rolle am Ende der Tage, wenn Christus wiederkommt. Die Engel sind seine Helfer und Begleiter (Matthäus 13,41; 16,27; Markus 8,38). Im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung nach Johannes, sehen wir Engel als Gerichtsengel, aber auch als himmlische Liturgen, die den himmlischen Gottesdienst feiern mit den Erlösten und den Blutzeugen.

Sehr breit ist in der Bibel bezeugt der Dienst der Botenengel, also in der Aufgabe, nach der sie heißen: Boten, Boten Gottes. Sie erscheinen vor allem an wichtigen Wendepunkten der Heilsgeschichte und sprechen für Gott.

So kommen drei Boten Gottes zu Abraham, um ihm die Geburt seines Sohnes und den Untergang von Sodom und Gomorra anzukündigen (l. Mose 18). In dieser Geschichte wird mehrmals deutlich, dass zwischen dem Reden der Engel und dem Reden Gottes kaum unterschieden werden kann. Einmal sprechen die Boten, und gleich danach heißt es: "Der Herr sprach."
Das Gleiche gilt in der Geschichte von der Berufung Moses am brennenden Dornbusch (2. Mose 3). Einmal heißt es: "Der Engel des Herrn erschien ihm"; aber dann redet Gott selber. Der Engel ist der Mund Gottes, die Gestalt, in die sich Gott verhüllt und durch die er spricht. Ein gewappneter Engel spricht Josua Mut zu für die Einnahme des verheißenen Landes (Josua 5). Ein Engel beruft Gideon zur Befreiung Israels (Richter 6). Ein Seraph reinigt Jesajas Lippen, als er zum Propheten berufen wird (Jesaja 6).

Eine ganz wichtige Aufgabe übernehmen Engel bei der Ankündigung der Menschwerdung Gottes (Matthäus 1; Lukas 1). Der Engel Gabriel kündigt die Geburt des Vorläufers an, des Johannes. Sechs Monate später kommt er zu Maria und verkündigt ihr die große Aufgabe, die Mutter des Gottessohnes zu werden. Den Josef muss er überzeugen, bei Maria zu bleiben. Und dann singen die himmlischen Heerscharen über dem Hirtenfeld: "Ehre sei Gott in der Höhe", nachdem der Engel des Herrn zuvor die Weihnachtsbotschaft verkündigt hat: "Euch ist heute der Heiland geboren" (Lukas 2).

Schließlich sind es Engel, die den trauernden Frauen und den ungläubigen Jüngern am leeren Grab die Auferstehung Jesu verkündigen. Engel sind es auch, die seine Himmelfahrt deuten und seine Wiederkunft ankündigen (Apostelgeschichte l,10f).

In allen diesen Fällen sagen die Engel nichts Eigenes, sondern richten Gottes Botschaft aus als gehorsame Boten. Ihr Wort ist Gottes Wort, das nicht in Zweifel gezogen werden darf.

Endlich soll noch die Rede sein von dem Aufgabenbereich der Engel, der vielen Menschen der wichtigste ist: Schutz und Bewahrung von Menschen, also Schutzengel im weitesten Sinn des Wortes. Da erscheinen Engel im Traum und geben Weisungen, z. B. dem Erzvater Jakob oder dem Josef vor dem Kindermord in Bethlehem. Da schützt der Engel des Herrn Israel am Schilfmeer und geleitet es durch die Wüste. Ein Engel Gottes stärkt den müden Propheten Elia und ermutigt ihn (1. Könige 19). Daniel wird in der Löwengrube bewahrt (Daniel 6).

Der Hebräerbrief beschreibt die Aufgabe der Engel als Dienst am Volk Gottes (Hebräer 1,14). Engel dienen Jesus in der Wüste. Ein Engel stärkt Jesus in der Stunde tiefster Anfechtung im Garten Gethsemane (Lukas 22,43). Petrus wird durch einen Engel aus dem Gefängnis befreit (Apostelgeschichte 12), Paulus in Seenot ermutigt (Apostelgeschichte 27,23). In allen diesen Fällen ist der Auftrag der Engel, Menschen zu vergewissern: "Gott ist da! Fürchte dich nicht!" Der einzelne Gläubige wie die ganze Gemeinde sollen gewiss sein: "Gott ist der Herr der Lage. Er sorgt für uns."

Erstaunlich schmal wird in der Bibel der persönliche Schutzengel bezeugt: Jesus warnt davor, die Kleinen und Geringen zu verachten. "Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel" (Matthäus 18,10). Nach Apostelgeschichte 12 können die Christen in Jerusalem nicht glauben, dass der gefangene Petrus frei vor ihnen steht. Sie sagen: "Es ist sein Engel."

Hier wird also angedeutet, dass jeder mit Gott verbundene Mensch einen Engel hat, fast so etwas wie einen himmlischen Doppelgänger, der ihn vor Gott vertritt. Dass damit auch Schutz und Hilfe verbunden sein kann, sehen wir an den biblischen Beispielen oben. Aber diese doch recht schmale biblische Grundlage muss uns doch davor warnen, eine eigene Lehre von den Schutzengeln zu entwickeln oder gar den Schutzengel an die Stelle des helfenden Gottes zu setzen. Diese Gefahr begegnet im Volksglauben immer wieder. Aber niemals darf Engelglaube an die Stelle des Gottvertrauens treten, an die Stelle der unmittelbaren Beziehung zum lebendigen Gott selber.

Recht bekannt ist eine wunderschöne Schutzengelerzählung vom Rande der Bibel: Im apokryphen Buch Tobias lesen wir, wie der junge Tobias vom Engel Raphael auf einer gefährlichen Reise begleitet und beschützt wird. Erst am Schluss kommt heraus, wer der treue Begleiter ist. Er war, wie häufig, äußerlich gar nicht als Engel erkennbar. Denn in der Regel haben Gottes Engel keine Flügel.

Die Erwähnung Raphaels erinnert uns daran, dass es herausgehobene Engel gibt, Engelsfürsten oder Erzengel. Sieben Erzengel stehen um Gottes Thron. Von dreien ist uns der Name bekannt: Michael (mi-cha-'el, "Wer ist wie Gott?", z. B. Daniel 10,21), Gabriel (gabri'el, "Gott hat sich stark erzeigt", Daniel 8,15) und Raphael ("Gott heilt"). Michael führt das Engelheer im letzten Entscheidungskampf (Offenbarung 12). Gabriel dagegen ist uns vor allem als Verkündigungsengel geläufig.

Zum Schluss darf nicht unterschlagen werden, dass es in der Bibel neben allen positiven Zeugnissen vom Dienst der Engel auch entschiedene Warnungen vor einer falschen Engelverehrung gibt. Vor allem in den Briefen an die Kolosser und die Hebräer kommt das klar zur Sprache. Es gab damals Leute, für die die Engel so wichtig wurden, dass die Engelverehrung die Anbetung Jesu Christi in den Hintergrund drängte. Wo das geschieht, damals und heute, werden Geschöpf und Schöpfer verwechselt. Die Engel wehren selber jeder Engelverehrung. Es ist allein der Herr anzubeten und zu verehren, "dem alle Engel dienen" (EG 16,2). Das Heil kommt nicht von den Engeln, sondern von Christus allein. Der Hebräerbrief betont, dass Christus hoch erhaben ist über alle Engel. Falsche Engelverehrung kann also von der Mitte des Evangeliums wegführen, weg von Jesus. Deshalb sollten wir aufpassen, dass wir nicht von Engeln reden, wo wir vom lebendigen Gott reden und von ihm unser Leben bestimmen lassen sollten. Es fällt schon auf, wie ein biblisches Randthema zu einem überall beredeten und gestalteten Hauptthema wird. Es fällt ja auch offenbar leichter zu sagen: "Da habe ich einen Schutzengel gehabt". Zugegebenermaßen ist das immer noch besser, als etwa zu sagen "Glück gehabt" oder "Schwein gehabt!"… Am besten freilich wäre es, wenn wir einfach sagen könnten: "Da hat mich Gott …" oder "Da hat mich Jesus vor Schlimmerem bewahrt". Das wäre ein klares christliches Bekenntnis! Hören wir Jesu Warnung: "Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen" (Matthäus 4,10).

Engel sind nur an dem, was sie im Namen Gottes sagen und tun, als Engel erkennbar, nicht an äußeren Erscheinungen wie Licht, weiße Gewänder oder gar Flügel. Wie Gott selber sich verhüllt hat in unser Fleisch und Blut, so verhüllen sich Gottes Boten oft in irdische Gewandung. Meist wissen wir gar nicht, ob uns Gott einen Menschen als "Engel" geschickt hat oder einen Engel in Menschengestalt. Die meisten Christen können ihr Lebtag von keiner besonderen Engelerfahrung berichten. Trotzdem können sie im Glauben an Christus fröhlich, getrost und geborgen leben und sterben. Denn wir hängen mit unserm Glauben und unserer Hoffnung allein am dreieinigen Gott.

Die Kirchengemeinde Eysölden und das Gottesdienstteam wünscht einen gesegneten Sonntag!